Nächtliche Beleuchtung belastet Ökosysteme und Schlafrhythmen

Nächtliche Beleuchtung belastet Ökosysteme und Schlafrhythmen
Nächtliche Beleuchtung belastet Ökosysteme und Schlafrhythmen

Moderne Außenbeleuchtung macht Straßen, Häuser und Fassaden rund um die Uhr sichtbar. Die Folge ist eine stetige Aufhellung der Nacht, die nach Ansicht von Fachleuten weitreichende Folgen für Tiere, Pflanzen und Menschen hat. Experten sprechen von Lichtverschmutzung: künstlichem Licht, das natürliche Dunkelheit überlagert und in Lebensräume eingreift.

Folgen für Insekten und Zugvögel

Nachtaktive Insekten orientieren sich an Mond und Sternen. Künstliches Licht, vor allem blaues Licht und Licht mit UV Anteilen, zieht sie an. Viele verlieren die Orientierung, erschöpfen sich an Leuchten und sterben, bevor sie Pflanzen bestäuben können. Das reduziert die Bestäubungsleistung in der Umgebung beleuchteter Flächen.

Auch Vögel sind betroffen. Innenbeleuchtung, die nach außen strahlt, führt immer wieder zu Kollisionen mit Fenstern. Besonders problematisch ist die nächtliche Anstrahlung hoher Gebäude. Bei schlechtem Wetter oder Gegenwind fliegen Zugvögel tiefer und werden von hell erleuchteten Fassaden angezogen. Solche Situationen können bis zu massenhaften Zusammenstößen führen.

Auswirkungen auf Pflanzen und Menschen

Pflanzen reagieren ebenfalls auf künstliche Aufhellung. Bäume, die nachts angestrahlt werden, geben ihr Laub später ab und sind dadurch anfälliger für Frostschäden. Verschobene Blühzeiten verändern Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und bestäubenden Insekten und greifen in natürliche Abläufe ein.

Für Menschen kann zu viel künstliches Licht den Schlafrhythmus stören und das Wohlbefinden beeinträchtigen. Über Städten und Gemeinden ist oft eine sichtbare Lichtglocke auszumachen, die durch Licht entsteht, das nach oben strahlt oder reflektiert wird und in der Atmosphäre gestreut wird.

Maßnahmen zur Reduktion von Lichtbelastung

Die Untere Naturschutzbehörde nennt einfache Maßnahmen, um die Belastung für Natur und Mensch zu verringern. Bewegungsmelder und Zeitschaltuhren verhindern unnötige Dauerbeleuchtung. Abgeschirmte Lampen lenken Licht gezielt nach unten. Warmweiße Leuchtmittel mit einer Farbtemperatur von 3000 Kelvin oder weniger ziehen Insekten deutlich weniger an als kaltweißes Licht. Außenleuchten sollten geschlossene Gehäuse haben und sich nicht über 60 Grad Celsius erhitzen. Grundsätzlich gilt: nur so viel Licht wie nötig und nur dort, wo es gebraucht wird.

Weitergehende Informationen und Empfehlungen zur naturverträglichen Außenbeleuchtung bietet unter anderem das Bundesamt für Naturschutz. Eine Sammlung von Projektsteckbriefen ist online verfügbar unter https://www.bfn.de/projektsteckbriefe/artenschutz-durch-umweltvertraegliche-beleuchtung.

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redaktion
Redaktion Kelsterbacher Blatt 10 Artikel
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